
Erfahrungsbericht: Volunteering im Etjo Wildlife Protection Programm
Namibia ist bekannt für seine atemberaubende Landschaft und seine beeindruckende Tierwelt – doch der Schutz dieser Natur erfordert Engagement und Leidenschaft. Eine Möglichkeit, aktiv zum Naturschutz beizutragen, bietet das Etjo Wildlife Protection Programm. Meine Freundin Alda hat im Januar 2025 zwei Wochen an diesem Freiwilligenprogramm teilgenommen und spannende Einblicke in die Arbeit als Wildlife-Volunteer gewonnen.
Da viele von euch sich für Freiwilligenarbeit, Volunteering und Naturschutzprojekte in Namibia interessieren, habe ich nicht nur mit Alda über ihre Erlebnisse gesprochen, sondern auch Carola Oelofse von Mount Etjo interviewt. In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über das Programm, die Arbeit des Okonjati Wildlife Reserve und was euch erwartet, wenn ihr selbst als Volunteer dabei sein möchtet.

Foto von Annette Oelofse
Inhalt
Das Etjo Wildlife Protection Programm
Das Etjo Wildlife Protection Programm bietet Naturliebhabern und Abenteurern die Möglichkeit, aktiv zum Schutz der namibischen Tierwelt beizutragen. Während des mindestens 14-tägigen Programms lernen die Teilnehmer essenzielle Bush-Survival-Skills, darunter Tierspuren lesen, Wildtiere zu beobachten überwachen und Wilderei zu verhindern.
Zur Ausbildung gehört die Nutzung von Ferngläsern, das Aufstellen von Kamerafallen und Kenntnisse in Erste-Hilfe, um die Wildtiere zu beobachten und Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Ein Highlight des Programms ist das Leben mitten in der Natur – oft unter freiem Himmel – mit einem minimalen ökologischen Fußabdruck.
Das Programm findet im Okonjati Wildlife Reserve statt, das seit den 1970er-Jahren von der Familie Oelofse geführt wird. Besonders der Schutz der Nashörner steht hier im Mittelpunkt. Dank der unermüdlichen Arbeit des Teams konnte das Reservat eine beeindruckende Null-Poaching-Bilanz halten.
Das Etjo Wildlife Protection Programm ist ideal für alle, die nicht nur theoretisch über Artenschutz lernen, sondern praktisch etwas bewegen und dabei unvergessliche Erfahrungen in einer der faszinierendsten Regionen Afrikas sammeln möchten.

Interview mit Alda, Teilnehmerin des Etjo Wildlife Protection Programm
Alda hat im Januar 2025 zwei Wochen am Etjo Wildlife Protection Programm teilgenommen und mir ihre Erfahrungen geschildert. Sie ist so begeistert, dass sie zeitnah direkt noch einmal an dem Programm teilnehmen möchte.
Was hat dich dazu motiviert, am Etjo Wildlife Protection Programm teilzunehmen?
Mich hat motiviert, dass Mount Etjo viele Elefanten in die Demokratische Republik Congo DRC und vor kurzer Zeit über 20 Elefanten nach Angola umgesiedelt hat. Ich wollte die Menschen kennenlernen, die so passionate – committed – dedicated sind, dass sie diesen Aufwand auf sich nehmen.
Kannst du kurz beschreiben, wie ein typischer Tag im Programm aussieht?
Die ersten Tage bestanden hauptsächlich aus Training und Tagschichten.
Ab Tag 4 haben wir angefangen auch nachts zu arbeiten. Wir haben die Identifikation der Nashörner für das Rhino Projekt und Fußpatrouillen an den Grenzen gemacht. Nachts haben wir auf bestimmten Posten gesessen und die Grenzen beobachten bzw. patrouilliert.
Zwischen den Einsätzen hatten wir genügend Zeit uns auszuruhen und zu schlafen. Da wir uns zusammen um das Kochen gekümmert haben, hat das natürlich auch seine Zeit eingenommen.

Welche Fähigkeiten hast du bisher gelernt, die dir besonders wichtig erscheinen?
Ich kann jetzt problemlos Breit- und Spitzmaulnashörner auseinanderhalten und sehe direkt ob es ein Bulle oder eine Kuh ist. Außerdem kann ich jetzt ganz gut Spuren lesen und meine Orientierung im Gelände hat sich deutlich verbessert. Und ich bin selbstbewusster geworden und habe eine ganz andere Beziehung zu meiner Umwelt und zu den Tieren. Ich bin irgendwie keine Touristin mehr. Ich mag immernoch die Tiere sehen, aber nur noch um zu gucken, ob es ihnen gut geht und alle da sind. Nicht mehr, wie vorher, um unbedingt das beste Foto zu machen.
Gab es ein bestimmtes Erlebnis während des Programms, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Wir waren zu Fuss bei den Rhinos unterwegs und ich habe mich sehr sicher mit unseren Rangern (Stefan und Echo) gefühlt. Wir waren nachts auf einem Beobachtungsposten, der Mond war fast voll und in der Ferne hörten wir die Löwen brüllen. Dieses Gefühl in diesem Moment wird jeder von uns nie wieder vergessen.

Hast du auch gefährliche oder herausfordernde Momente erlebt? Wie bist du damit umgegangen?
Herausfordernd oder neu habe ich es empfunden, den gegenwärtigen Moment zu akzeptieren. Wenn er dir gerade nicht gefällt und du ihn nicht ändern kannst, dann kannst du dir auch das Jammern sparen. Wir sind es so gewohnt uns jederzeit aus dem Staub machen zu können, wenn irgendwas zu schwierig oder zu unangenehm ist. Wenn du aber nachts auf dem Posten sitzt, die Wildtiere um dich herum sind und es kalt wird, dann kannst du nicht abhauen. Du musst auf deinen Chief warten, damit er dich am Ende seiner Runde wieder abholt.
Einmal haben wir in der Nacht ein Geräusch gehört, das sich so anhörte als würde jemand über den Zaun klettern. Es war aber so dunkel und verbuscht, dass wir selbst mit Nachtsichtgerät nichts sehen konnten. Da schoss bei uns allen das Adrenalin nach oben. Nach ein paar Minuten stellte sich heraus, dass es eine Antilope war, die gegen den Zaun gesprungen ist…
Welche Tiere hast du bisher beobachten oder sogar direkt schützen können?
Alle Tiere, die Du Dir in Afrika so vorstellen kannst, besonders natürlich die Rhinos. Direkt schützen, mussten wir zum Glück keins.

Welche Tipps würdest du anderen geben, die überlegen, an diesem Programm teilzunehmen?
Just do it!
Wenn Du allerdings mit campen und im Busch sein, nichts anfangen kannst, dann lass es.
Was wünschst du dir für die Zukunft der Wildtierprojekte in Namibia und weltweit?
Mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit! Wir sollten uns ALLE bewusster sein, dass wir das was wir haben mehr schützen und weniger nutzen. Um Jan Oelofse zu zitieren:
„Always give back more than you take out”.

Interview mit Carola Oelofse vom Etjo Wildlife Protection Programm.
Carola Oelofse hat sich ebenfalls die Zeit genommen meine Fragen rund um das Etjo Wildlife Protection Programm zu beantworten. 1-2 Sätze über Carola.
Kannst du uns etwas über die Geschichte des Etjo Wildlife Protection Program erzählen? Was war die ursprüngliche Motivation für die Gründung dieser Initiative?
Wir haben 2015 damit begonnen, die Sicherheitsvorkehrungen am Mount Etjo zu verbessern, als die Wilderei auf Nashörner zu einem immer größeren Problem im Land wurde. Namibia Wildlife Protection hatte das Glück, uns als Basis für die Ausbildung ihrer professionellen Anti-Wilderei-Einheit (APU) zu wählen. Seitdem haben wir auch zusätzliche Sicherheitskräfte eingestellt, und vor ein paar Jahren wurden wir von Wildlife Angel gebeten, ein Spotter-Programm für Freiwillige bei uns anzubieten. Wir boten die Unterkunft, den Treibstoff und einige andere Ausgaben im Austausch für den Dienst der Freiwilligen an.
Die Freiwilligen sind die Augen und Ohren des Busches, während das professionelle Team bereit ist, sich um jede echte Bedrohung zu kümmern. Bis jetzt haben wir keine Wilderei zu verzeichnen! Leider hat Wildlife Angels sein Programm im Jahr 2024 eingestellt. Wir haben die Initiative ergriffen, das Freiwilligenprogramm selbst fortzuführen, um den umfassenden Schutz unserer Wildtiere auf 34 000 Hektar zu gewährleisten. Wir sind der Meinung, dass das Programm ein wesentlicher Bestandteil der Abdeckung des gesamten Gebiets ist, insbesondere nachts, wenn die Aktivität im Reservat gering ist.

Was sind die Hauptziele des Programms, und welche Ergebnisse haben Sie bisher erzielt?
Das Hauptziel besteht darin, Wilderer abzuschrecken und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unser Gebiet umfassend geschützt ist. Mit keinem einzigen Fall von Wilderei wurde dieses Ziel erreicht. Außerdem hoffen wir, dass die Erfahrung für die Teilnehmer bereichernd ist, dass sie in ihrer Arbeit mit uns einen Sinn und Zweck finden und sich in ihrer Heimat weiterhin für den Naturschutz einsetzen.
Wie wählen Sie die Freiwilligen aus, und welche Eigenschaften oder Fähigkeiten sind für die Teilnahme an dem Programm am wichtigsten?
Jeder kann mitmachen.
Die Bewerber müssen über ein gewisses Maß an körperlicher Fitness und psychischer Belastbarkeit verfügen. Die Freiwilligen müssen sich der Umgebung, in die sie eintauchen werden, bewusst sein, einschließlich Ungeziefer, Hitze und Staub. Das Programm kann eine Herausforderung sein, da sie das raue Leben im Busch mit Patrouillen bei Tag und Nacht erleben. Wir bevorzugen Personen, die ein aufrichtiges Interesse an der Erhaltung der Natur nachweisen können, da die Erfahrung für diejenigen bedeutungsvoller ist, die sich nicht nur um ihr persönliches Wohlergehen kümmern, sondern auch den aufrichtigen Wunsch haben, einen Beitrag zu einer größeren Sache zu leisten. Fähigkeiten wie Belastbarkeit, Fitness und eine Begabung für Aktivitäten im Freien sind von Vorteil, aber nicht notwendig – diese Fähigkeiten können während des Programms erlernt werden! Wir führen einige Hintergrundüberprüfungen durch, um die Vertrauenswürdigkeit unserer Bewerber sicherzustellen.

Das Okonjati Wildlife Reserve hat eine beeindruckende Null-Wilderei-Bilanz. Welche Strategien und Maßnahmen helfen Ihnen, diesen Standard zu halten?
Wir haben einige unabhängige Anti-Wilderer-Teams vor Ort, die das Risiko von Wilderei-Insider-Jobs mindern. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir unsere Mitarbeiter für loyal halten und mit ihnen an einem Strang ziehen. Wir setzen technische Hilfsmittel ein, wie z. B. eine Nachtsichtdrohne, Kameras, strenge Kontrollen der Fahrzeuge, die das Gelände befahren, häufige Luftüberwachung durch Hubschrauber und Drohnen. Unsere Nashörner sind mit Peilsendern ausgestattet, die es uns ermöglichen, die Tiere aus der Ferne und nicht invasiv zu überwachen. Außerdem halten wir Löwen auf dem Gelände, die ebenfalls dazu beitragen, Wilderer fernzuhalten!
Wie sieht die Zukunft des Programms aus? Gibt es Pläne, die Initiative zu erweitern oder neue Elemente hinzuzufügen?
Wir haben erst vor kurzem damit begonnen, das Programm selbst durchzuführen. Wir haben viele Ideen für Verbesserungen, aber am wichtigsten ist, dass wir Freiwillige anwerben! Wir haben einen Sponsor für bessere Erste-Hilfe-Kästen gefunden und suchen nach einer besseren Nachtsichtausrüstung, Ferngläsern… und wenn das Camp voll ausgelastet ist, hoffen wir, mehr Ranger einstellen zu können. Wir sind allen Freiwilligen, die uns in der Vergangenheit geholfen haben, unsere Tiere zu schützen, sehr dankbar, denn ohne sie wäre der Schutz der Wildtiere nicht vollständig!!!

Fazit: Wildlife Volunteering in Namibia
Das Etjo Wildlife Protection Programm bietet eine intensive, bedeutungsvolle Erfahrung für alle, die sich für den Schutz der namibischen Tierwelt einsetzen möchten. Die Kombination aus praktischer Naturschutzarbeit, spannenden Outdoor-Erlebnissen und die Beobachtung von Wildtieren macht dieses Programm zu einer unvergleichlichen Gelegenheit für alle, die sich aktiv engagieren wollen.
Ich bin von diesem Programm total begeistert und überlege, bei meiner nächsten Namibia-Reise selbst daran teilzunehmen! Die Möglichkeit, einen echten Beitrag zum Wildtierschutz zu leisten und gleichzeitig wertvolle Einblicke in das Leben im afrikanischen Busch zu bekommen, klingt einfach zu spannend. Ihr wisst – seit meiner Fotoreise bin ich Fan vom Camping und dem Leben in der Natur geworden.
Hast du Interesse an Freiwilligenarbeit in Namibia?
Wenn du selbst Teil dieses Programms werden möchtest, findest du alle Informationen zur Anmeldung direkt beim Etjo Wildlife Protection Programm. Lass dir diese Chance nicht entgehen!
Mehr erfahren und mitmachen: Etjo Wildlife Protection Programm
Hast du bereits Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit in Namibia?
Warst du schon einmal als Volunteer in Namibia tätig oder hast vielleicht sogar selbst am Etjo Wildlife Protection Programm teilgenommen? Dann teile deine Erfahrungen in den Kommentaren! Wir freuen uns über Empfehlungen, Tipps und persönliche Eindrücke.

